Zum Agnostizismus gibt es keine Alternative!

In westlichen Kulturkreisen gewinnt der Atheismus rapide an Popularität. Immer mehr Menschen gehen davon aus, dass es im Universum mit rechten Dingen zugeht. Der sympatischste Aspekt des Atheismus ist aber, dass er einen Gegenpol zum naiven Glauben darstellt und zum kritischen Denken anregt.

Das Problem an der ganzen Sache ist, dass sich der Atheismus ebenso an gnostischen und naiven Methoden hält, indem er etwas abstreitet, was wiederum eine Behauptung ist. Es ist nicht ganz verständlich wieso sich die meisten Wissenschaftler zum Atheismus bekennen, da seine Kernaussage genauso unfalsifizierbar ist wie die Annahmen des Theismus. Dabei sollte doch eine wissenschaftliche Denkstruktur der Punkt sein, auf welchen man sich konzentrieren sollte. Durch Karl Popper wissen wir, dass Aussagen die nicht falsifizierbar, auch nicht wissenschaftlich sind.

Der Theismus behauptet, dass es einen Gott gibt, ohne Beweismöglichkeit. Der Atheismus behauptet das Gegenteil – und auch das ist nicht beweisbar. Diese gegenseitige Beweisunfähigkeit resultiert in einer gegenseitigen Falsifizierungsunmöglichkeit. Beweisen wir doch, dass es keinen Gott gibt!

Wieso also verschwenden intelligente Personen ihre Zeit damit, Menschen die an übernatürliche Wesen glauben vom Gegenteil zu überzeugen?

Die meisten sind, mit gutem Grund überzeugt davon, dass Religionen eher destruktiv als konstruktiv sind – dem stimme ich vorbehaltlos zu. Die katholische Erziehung grenzt nicht nur an psychischer Misshandlung indem sie Kindern mit ewigen Qualen und dem Fegefeuer droht, wovon sich die meisten Menschen ihr Leben lang nicht erholen! Dennoch sollte es unser Ziel sein, eine möglichst wissenschaftliche und neutrale Position einzunehmen – und diese ist mit dem Atheismus nicht vereinbar.

Der Atheismus ist intolerant und herabwürdigend, nicht mehr und nicht weniger als der Glaube an Gott und die Aberkennung jeglicher anderer Wahrheitsalternativen.

Doch wie gehen wir nun mit diesem Sachverhalt um? Es gibt nur eine Weltanschauung, die sich sowohl mit dem Atheismus als auch mit dem Theismus vereinbaren lässt: der Agnostizismus. Hierbei dürfen wir den Agnostizismus nicht einfach in die Mitte der zwei Gegenpole erweitern, sondern müssen unser Verständnis um eine weitere Dimension erweitern.

(A)gnostizismus und (A)theismus sind zusammenhängende Faktoren die vier grundlegende Weltanschauungen zulassen:

gnostic

Wie wir sehen können, macht es wenig Sinn, zwischen den Eigenschaften theistisch und atheistisch zu unterscheiden. Viel wichtiger ist, ob die Denkweise eines Menschen gnostisch oder agnostisch ist! Während der Gnostiker von unumstößlichen Wahrheiten ausgehen, weiß der Agnostiker in sokratischer Manier lediglich, dass er nichts weiß!

Die Wahrheitsansprüche der gnostischen Denkansätze sind destruktiv und konfliktstiftend. Man kann dem Atheismus sicherlich anerkennen, dass er keine religiösen Ideologien verfolgt, jedoch wäre es verkehrt zu behaupten, dass es im Atheismus keine radikalen Gruppierungen gibt oder gab. Immer dann, wenn Menschen sich in ihren Überzeugungen anderen überlegen fühlen und mit allen Mitteln versuchen, anderen Menschen mit Gewalt anzuerziehen, entstehen Konflikte und Kriege.

Wir müssen verstehen, dass wir als Menschen eine begrenzte Wahrnehmung haben und keinerlei Anspruch auf die Erkenntnis von Wahrheiten haben! Das bedeutet nicht, dass wir nicht davon ausgehen können, dass Dinge tatsächlich so sind wie sie eben sind, jedoch könnte es jederzeit auch ganz anders sein – und genau das liebe ich an der Wissenschaft so sehr!

Wir können unsere Umwelt lediglich mit den uns zur Verfügung stehenden Sinnesorganen interpretieren und versuchen Regelmäßigkeiten zu erkennen. Und wenn wir versuchen eine Person in eine Kategorie einzuordnen, so sollten wir nicht zwischen Atheismus und Theismus, sondern zwischen Agnosis und Gnosis unterscheiden, denn nur dann haben wir eine Grundlage um mit Andersdenkenden adäquat in den Dialog zu steigen.

Und wenn wir es irgendwann geschafft haben unseren Bildungsstandard weltweit zu etablieren werden wir feststellen, dass es zum Agnostizismus niemals eine Alternative gab und auch niemals eine geben wird. Aber natürlich könnte es auch ganz anders sein!

7 Gedanken zu “Zum Agnostizismus gibt es keine Alternative!

  1. Naja. Hier ziehst du ja nun aber erstens sehr polemisch die Grenzen (Warum muss ich als Atheist behaupten, wer am Götter glaube, wäre dumm? Das ist doch Quatsch. Und wo ich schon mal dabei bin, das gilt meines Erachtens für den zweiten Satz in jedem der vier Felder.) und übersiehst außerdem, dass es gute Gründe gibt, nicht nur nicht an Götter zu glauben, sondern sehr wohl auch welche, zu glauben, es gäbe keine.

    1. Hallo Muriel, es freut mich Feedback zu erhalten und werde dir im ersten Punkt nicht widersprechen. Natürlich ist es etwas überspitzt dargestellt. Aber wenn man als Atheist eine Existenz bestreitet, unterstellt man allen Theisten auch, die falschen Annahmen über die Wirklichkeit zu haben (was andersrum auch gilt), weil „meine atheistische Ansicht ja die Wahrheit ist“.
      Sicherlich, gibt es Gründe an Götter zu glauben, sonst würden es ja nicht so viele Menschen tun, das bestreite ich aber auch nicht – es gibt aber auch Gründe nicht an Götter zu glauben, was ich auch nicht bestreite. Aber keiner dieser Gründe ist wirklich gut. Wenn ich aber sage, dass ich weder das Eine, noch das Andere beweisen kann, so ist das der einzig gute Grund in der Debatte, und zwar dafür an beidem zu zweifeln.

      1. Natürlich ist es etwas überspitzt dargestellt.

        Ich habe nicht grundsätzlich was gegen Überspitzung, deswegen hätte ich hier eher den Begriff „irreführend“ benutzt.

        Aber wenn man als Atheist eine Existenz bestreitet, unterstellt man allen Theisten auch, die falschen Annahmen über die Wirklichkeit zu haben

        Das ist der Teil, den ich nun gar nicht verstehe, denn einerseits scheinst du mir zu implizieren, das wäre irgendwie nicht okay, andererseits machst du es doch aber auch. Ich glaube, da bräuchte ich eine nähere Erläuterung. Hältst du deine (agnostische?) Ansicht nicht für die Wahrheit? Oder wie?

        Aber keiner dieser Gründe ist wirklich gut.

        Du denkst, dass es keine guten Gründe gibt, zum Beispiel zu glauben, dass die Naturgesetze ungefähr so gelten, wie wir sie bisher beobachtet haben und dass Intelligenz irgendein stoffliches Gerät voraussetzt, das sie erzeugt?
        Und du glaubst, dass es keinen Sinn ergibt, über Dinge nachzudenken, die sich nicht mit Sicherheit beweisen oder widerlegen lassen? Das heißt also letzten Endes… alle Dinge? Es fällt mir schwer, das zu glauben. No pun intended.

      2. – „Ich habe nicht grundsätzlich was gegen Überspitzung…“
        Gut, auch wenn es etwas irreführend sein mag, so kann diese Aussage durchaus zutreffen…

        – „Das ist der Teil, den ich nun gar nicht verstehe…“
        Also, es ist ein Unterschied ob ich nicht an die Existenz Gottes Glaube oder ob ich an eine Nicht-Existenz Gottes glaube. Es ist wie wählen, ich kann A (Atheismus) wählen oder B (Theismus), ich kann mich aber auch enthalten (Agnostizismus). Es ist insofern nicht ok, als dass es einen erkenntnistheoretisch fragwürdig ist (Es geht um die kalte Logik).

        – „Du denkst, dass es keine guten Gründe gibt, zum Beispiel zu glauben, dass die Naturgesetze ungefähr so gelten, wie wir sie bisher beobachtet haben…“
        Doch natürlich, schließlich kann ich Naturgesetze beobachten und messen. Ich kann ihre Auswirkungen direkt beobachten. Ich sagte, es gäbe keinen guten Grund an die (Nicht-)Existenz Gottes zu glauben, eben weil wir das Thema nicht behandeln können wie Naturgesetze (Falsifizierbarkeit).

        P.S. Ich würde die Zitate ja auch gerne so schön formatieren, weiß aber nicht wie 🙂

      3. Dein zweiter Absatz leuchtet mir nicht ein. Also, oder anders: Ich verstehe und weiß das, aber was hat es mit meiner Frage zu tun?
        Die Falsifizierbarkeit einer Gottesbehauptung hängt von ihrem Inhalt ab. Da Götter im heute gebräuchlichen Sinne eigentlich immer übernatürliche nichtstoffliche Wesen sind, die in unsere Welt eingreifen oder (für Deistinnen zum Beispiel) zumindest früher einmal eingegriffen haben, sind sie unvereinbar mit den uns bekannten Naturgesetzen und außerdem auch unabhängig davon zumindest prinzipiell falsifizierbar.
        Natürlich sind auch Götter denkbar, die keinerlei Auswirkungen auf unsere Realität haben oder hatten. Die sind dann wirklich einfach nur albernes Wortgeklingel, aber ich jedenfalls kenne keine Religion, die sich um so einen dreht.
        Das mit den Zitaten würde ich erläutern, aber es ist von Android aus zu mühsam. Wenn du blockquote googlest, wirst du fündig.

      4. Deine Frage war, ob ich die agnostische Sicht nicht für die Wahrheit halte… Nein das tue ich nicht. Ich sage aber, dass der Agnostizismus eine bessere Alternative ist, da man weiß, dass man zu diesem Thema die Wahrheit nicht kennt, sich aber aufgrund fundierter Beweise prinzipiell von beiden Seiten überzeugen lässt. Es ist ein neutraler Standpunkt und umgeht so die täglichen Glaubenskonflikte. Für die Evolutionstheorie zum Beispiel gibt es viele stimmige Beweise, deswegen denke ich auch, dass das durchaus Wahrheitsgehalt hat. Es könnte aber auch sein, dass eine gewisse übernatürliche Kraft die Evolution losgetreten hat, also vor Tag 1… Nur macht es keinen Sinn es zu behaupten oder zu bestreiten weil wir nicht vor den Urknall sehen können.
        Ich hoffe ich konnte deine Frage beantworten.

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